Nils Krieger und Johannes Hügle zu Hintergründen und Zielen der Neuausrichtung
Nach fast 40 Jahren einem Unternehmen einen komplett neuen Namen zu geben, das ist kein alltäglicher Vorgang und kommt für viele Kund*innen sicher überraschend. Für die Geschäftsführer und Inhaber Nils Krieger und Johannes Hügle ist der Schritt von MSB zu MERA die Konsequenz aus den Veränderungen der vergangenen Jahre.
Nils und Johannes, was bedeutet dieser Einschnitt für euch?
Nils: Vier Jahrzehnte haben Ulrich Meyer und Dieter Schramm erfolgreich das Büro aufgebaut und geleitet. Davon habe ich selbst unheimlich profitiert. Nachdem Johannes und ich 2018 den Stab von den Gründern übernommen haben, spürte ich einerseits jede Menge Verantwortung, andererseits aber auch viel Vorfreude. Jedem Anfang wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne. Wir haben die Chance gesehen, das Büro für die Zukunft erfolgreich und auch etwa anders als der Rest der Branche aufzustellen. Dass am Ende ein neuer Name herauskommt, das war uns, ehrlich gesagt, zu Beginn selbst nicht klar gewesen.
Wie seid ihr vorgegangen?
Johannes: Es ging uns von Beginn an um essenzielle Fragen: Wer sind wir als Büro und als Team? Wofür wollen wir zukünftig stehen? Wichtig war, dass sich das ganze Team intensiv daran beteiligt hat. Über mehrere Monate, mit vielen Workshops und auch externer Unterstützung. Besonders toll und wertvoll fand ich auch, dass Ulrich Meyer als Gründer uns dabei begleitet hat. Gemeinsam waren wir uns einig: Wir wollen Freiräume für Menschen schaffen. Der neue Name, der sich aus den beiden Anfangsbuchstaben von Mensch und Raum zusammensetzt, ist der Ausdruck dieser Ambition.
Wie wollt ihr diesem neuen Qualitätsanspruch gerecht werden?
Nils: Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, das sagt sich ja so leicht. Um das zu erreichen, braucht es aber ein systematisches Herangehen, das mit einem radikalen Umdenken im Kopf beginnt. Zu oft erhalten Freiräume Aufmerksamkeit allein durch ihre spektakuläre Formensprache, das innovative Möbelstück oder die besondere Komposition bestimmter Materialien und Pflanzungen. Eine gelungene Freiraumgestaltung definiert sich jedoch darüber, ob ein Ort mit der gewählten Formensprache und Materialwahl dem Wesen des Menschen gerecht wird. Es ist eine Entscheidung gegen das Spektakel und für die Menschen, die einen Freiraum nutzen.
Johannes: Wenn wir nicht wissen, wie Menschen einen Ort wahrnehmen und welche Bedürfnisse dieser erfüllen soll, dann werden wir als Landschaftsarchitekten in unserer Planung Fehler machen. Die Folge: Menschen nehmen einen Freiraum nicht an, weil sie sich dort nicht wohlfühlen. Sitzbänke werden nicht genutzt oder per Trampelpfad eigene Wege geschaffen. Durch frühe Gespräche mit allen Beteiligten, durch Umfragen vor Ort, durch die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft, zum Beispiel der Wahrnehmungsforschung, lassen sich deutlich bessere Freiräume schaffen.
Was bedeutet die Neuausrichtung für eure Kund*innen und Partner*innen?
Nils: Zuerst gilt: Wir stellen den Laden ja nicht komplett auf den Kopf. Das, was wir die typische MSB-DNA nennen, bleibt erhalten: unser sehr offenes und wertschätzendes Miteinander im Umgang mit den Kolleg*innen, mit unseren Kund*innen und Partner*innen.
Johannes: Was sich ändern wird: Wir suchen noch mehr den Austausch. Mit unseren Kund*innen, aber auch mit der Fachwelt, mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und einer breiteren Öffentlichkeit. Für 2021 haben wir einiges geplant. Etwa Stadtrundgänge zu urbanen Freiräumen, die im Guten wie im Schlechten wegweisend sind. Das wird eine spannende Geschichte.